Österreich – Kroatien Motorradtour
- 1290 km
- 6 Tage
- 2000 m
Von Kärnten nach Kroatien – zu Gast bei Freunden am Südrand der Alpen
Eine Reise in das südlichste Bundesland der Alpenrepublik Österreich ist für mich inzwischen zu einer Tour unter dem Motto „Zu Gast bei Freunden“ geworden. Seit Jahren kenne ich die engagierten Bikerwirte aus Kärnten von vielen Motorradmessen und Ausstellungen, wo sie sich und ihre Region unter der Dachmarke „Motorradland Kärnten“ mit einem imposanten Stand vorstellen. Und sie haben immer ihre Tourenkarte im Gepäck, die sie in einer jährlichen Auflage von rund 100.000 Stück unters Motorradvolk verteilen. Kaum einer, der in Kärnten auf Tour geht und diesen Tourguide nicht im Tankrucksack hat.
Auch ich habe den informativen Reisebegleiter im Kartenfach, als ich vom besuchenswerten Lienz aus meine Mission durch Kärnten mit Ziel Kroatien starte. Mit dem Großglockner habe ich die wohl bekannteste Alpenüberquerung genutzt, um in das meist von Sonne verwöhnte Kärnten zu gelangen. Nun sitze ich hier vor dem Kaffeehaus, trinke einen Verlängerten und erfreue mich an einer Kalorienorgie in Form von gleich drei Stück Kuchen. Hört sich viel an, bedeutet aber auch, dass ich mich gegen rund 84 andere Sorten entscheiden musste.
Da hilft nur Sport, am besten in Form von Bergsteigen. Ich nehme also die Pustertaler Höhenstraße in Angriff, die mich sehr schnell von der stark frequentierten Hauptroute nach Südtirol wegführt und mich mit gigantischen Ausblicken und wenig Verkehrsaufkommen in luftige Höhen führt. Auf den Berg folgt das Tal, und was für eins. Das Lesachtal führt wildromantisch und fast 50(!) Kilometer lang durch einen beeindruckenden Mix aus Bergbächen, Felsspalten, Schluchten und Waldabschnitten.
Für Motorradfahrer einfach himmlisch
Immer wieder passiere ich kleinste Dörfer, die aber immer eine Kirche ihr Eigen nennen. Hier zu fahren ist der Himmel, aber wenn man hier wohnt muss man sicher verdammt lange unterwegs sein, um neue Leute kennenzulernen.
Das Erreichen von Kötschach-Mauthen schreit dann auch nach einer flüssigen Belohnung, die ich im Brauereigasthof Edelweiss in Form des selbstgebrauten und mehrfach prämierten Bieres erhalte. Natürlich parkt das Bike bereits in der Garage. Wirtin Barbara hat diesmal den Übernachtungszuschlag erhalten, der wie immer per Losentscheid ermittelt wird. Mit gleich fünf befreundeten Gastronomen im Umkreis von 20 Kilometern ist das leider gar nicht anders möglich. Dafür ist die nette Gastgeberin jetzt eben für die nächsten vier Male nicht im Topf. Auf einen Kaffee werden wir trotzdem immer reinschauen.
So halte ich es auch einige Kilometer nach frühem Tourstart bei unserem Freund Franz Buzzi von der Gailberghöhe, den wir immer liebevoll „Moto Buzzi“ nennen. Exakt an der Passhöhe, auf 1.000 Meter Seehöhe, liegt der Gasthof, der nach kurviger Auffahrt immer wieder ein beliebter Pausenstopp beim Motorradvolk ist. Selbst der „Giro d’Italia“ führte bereits über den Gailbergsattel und wenn sich die Radsportler hier mit den leckeren Palatschinken oder einem Kaiserschmarrn gedopt hätten, wäre der Ärger im Spritzensport wohl nur halb so groß gewesen.
Brachiale Kurven der Sonderklasse
Mein Ziel ist jetzt der Weissensee, den ich über das Drautal, die Stadt Greifenburg und brachiale Kurven der Sonderklasse erreiche. Ich liebe diese tückischen Windungen seit Jahren, kann für Streckenneulinge aber nur sagen, VORSICHT, denn so mancher entgegenkommende Wohnwagenjunkie ist dann doch zu optimistisch mit seiner Bergabbremsleistung. Auf rund 1.000 Metern liegt dann das herrliche Gewässer, an dem es nicht zuletzt mangels einer Durchfahrmöglichkeit herrlich ruhig ist.
An Kraners Alpenhof wartet bereits Bikerwirt Heinz Mößlacher auf mich, der mir auf seiner Harley heute ein wenig vorweg fahren will. „Da bleibt mir ja genug Zeit für Land und Leute“, sage ich „… und ein gutes Buch habe ich notfalls auch noch im Tankrucksack“. OK, darüber kann ein Harley-Fahrer schon lange nicht mehr lachen, Heinz nimmt's aber gelassen, zumal er weiß, dass ich selbst auch mal gerne mit einem Milwaukee-Eisen unterwegs bin. Heinz ist nicht nur der Betreiber des beliebten Motorradhotels, sondern auch Obmann des Motorradland Kärnten und hat mit seinem Engagement nicht unwesentlich dazu beigetragen, dass der Motorradfahrer in Kärnten einen Service erhält, von dem man in anderen Tourismusregionen nur träumen kann.
Initialzündung war hier ganz eindeutig die European Bike Week am Faaker See, die seit Jahren abertausende Harley-Fans magisch ins südlichste Bundesland Österreichs zieht. Sehr viele davon kommen auch ein zweites und drittes Mal im Jahr hierher, um durch die fantastische Region zu bollern. Aber auch Fahrer von Reise-Enduros, Sportlern und Tourern haben die Dreiländerregion Österreich-Slowenien-Italien in ihr Herz geschlossen.
Heinz legt die Road King genüsslich in die Kurven in Richtung Hermagor und ich fahre auf der Explorer entspannt hinterher. Über die Windische Höhe erreichen wir den Millstätter See. Der ständige Wechsel zwischen begeisternden Bergstraßen und traumhaft gelegenen Seen machen den besonderen Reiz unserer Fahrt aus.
Wir erreichen Gmünd und nutzen dies zum Kulturstopp. Da ist der nette Stadtkern mit vielen Cafés, Häuserfassaden mit wechselnden Farben und beeindruckende Kirchtürme. Und da ist das Porschemuseum, das unter dem Motto „klein aber fein“ vor allem Hintergrundinteressierten jede Menge Einblicke in die Welt des Sportwagenbauers gestattet.
Route zu den Adelsberger Grotten
„Rock the Nock“ heißt es wenig später, als wir auf eines der absoluten Highlights Kärntens abbiegen. Die 52 Kehren der 35 Kilometer langen Nockalmstraße katapultieren den Biker auf knapp 2.000 Meter Höhe. Herrliche Panoramen, attraktive Germknödelstationen und Parkplätze mit herrlichem Blick auf die Kurvenkünste der Mitbewerber machen diese Passstraße zum Pflichtprogramm. Die Maut haben wir richtig ausgenutzt, denn wir sind den Kurventraum gleich zweimal gefahren.
Unsere Route führt uns weiter in Richtung Villach und Ossiacher See. Unser heutiges Ziel taucht allerdings schon einige Kilometer früher auf und gehört neben dem Riesenrad in Wien und der Altstadt von Salzburg zu den wichtigsten Dingen, die man in Österreich besucht haben muss, nämlich Friedls Garage in Treffen. Das Custombike im Glaskasten und der urige glatzköpfige Wirt sind weit über die Grenzen des Öschilandes bekannt. So fahren wir dann voller Freude beim Gasthof Kuchler Wirt ein, so heißt Friedls Garage noch aus Urzeiten und werden vom bekannten Bikerwirt herzlich begrüßt. Heinz macht sich wieder zum Weissensee auf und ich verbringe einen tollen Abend mit herrlichen Benzingesprächen, denn es sind mindestens noch weitere 30 Tourenfahrer im beliebten Bikerhotel.
Am nächsten Morgen begleitet Friedl mich mit seiner 1200 GS noch nach Slowenien und verabschiedet sich am Passo Predil wieder in Richtung Österreich. Alternativ hätte sich in Richtung Kroatien auch der Vrši-Pass als attraktive Variante angeboten, der allerdings nicht ganz sattelfesten Bergfahrern schon das eine oder andere Kehrenproblem bereiten dürfte.
Eines haben beide Routen gemeinsam, sie führen nach Postojna und damit zu einem der Touri-Highlights Sloweniens, den Adelsberger Grotten. Die Tropfsteinhöhlen stellen die zweitgrößten für Touristen erschlossenen Höhlen dieser Art da.
Über 20 Kilometer an zugänglichen Höhlengängen, teilweise mit Zügen, entlocken den Besuchern so manches „Ah“ und „Oh“, wenn die fantastischen Gebilde in Augenschein genommen werden.
Kurz vor Opatija überfahre ich die Grenze nach Kroatien. Schon vor einiger Zeit habe ich mir von Lixi Laufer, der Veranstalterin der jährlichen Kroatien-Rallye, den einen oder anderen Tipp für das Land am Mittelmeer geben lassen. So ist zunächst ein Abstecher auf die Halbinsel Istrien angesagt. Abwechslungsreiche Motorradstraßen sorgen für Fahrspaß.
Die Orte liegen meist auf markanten Hügeln, was dem Landschaftsbild einen besonderen Reiz verleiht. Die Touristenorte Novigrad und Pore sind dann die Wendemarke meiner Istrienrundfahrt, ein typischer Grillteller, genossen bei Meerblick gehört natürlich dazu.
Von Cres, Krk, Rab, Pag, Zadar und Split
Danach ist Inselhopping angesagt und mit zwei Mal Fähre und ein Mal Brücke lerne ich Cres und Krk kennen. Mit 648 Metern erreicht Cres schon eine motorradtaugliche Höhe.
Nachdem ich über die Krk-Brücke wieder das Festland erreicht habe, kann man das nun für viele, viele Kilometer Anstehende kurz und knapp zusammenfassen: Vorne Kurven, links Felswände und rechts gigantische Ausblicke ins Blau des Meeres. Da die Autobahn im Hinterland verläuft, hält sich der Verkehr hier absolut im Rahmen und trübt den Fahrgenuss nur unwesentlich. Die Inseln Rab und Pag erscheinen auf der Meeresseite, mein Weg führt mich weiter in Richtung Zadar und Split.
Empfehlenswert ist die Unterbrechung der Fahrt am Meer entlang in Karlobag, von wo aus eine faszinierende Passstraße zu den Plitvicer Seen führt. Hier entstanden einst die legendären Winnetou-Filme mit Pierre Brice und Lex Barker. Dass hier Jahre später scharf geschossen wurde und im ehemaligen Jugoslawien mehrere Kriege eine Unzahl von Opfern forderten, beschäftigt mich hier nicht zum ersten Mal bei meiner Fahrt entlang der Adria. Meine Tour endet in der Weltkulturerbe-Stadt Split und ich bin sicher, das Lixis Kroatien-Rallye beim nächsten Mal einen neuen Teilnehmer bekommt.
Text: Klaus Hinterschuster
Fotos: Peter Wahl / Lixi Laufer
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Hinweis zum Kartenmaterial
Um die Nachfahrbarkeit unserer Tourenvorschläge zu gewährleisten, bieten die hier angebotenen gpx-Downloads eine hohe Wegpunktdichte und sind mit dieser Datenmenge nicht auf jedem Navisystem direkt darstellbar. Zur Bearbeitung kannst du diese gpx-Dateien in das für dein Navigationsgerät passende Routenprogramm importieren und dann in für das Gerät verdauliche Portionen aufteilen. Die endgültige Dateigröße ist dann abhängig vom Navi-Modell und der zugehörigen Software-Version. Solltest du keine Routensoftware besitzen, lässt sich diese Datei auch in den gängigen Online-Routensystemen bearbeiten. Diese bieten für nahezu alle Geräte auf dem Markt die passenden Konvertierungstools.