Spanien und Portugal Motorradtour
- 1250 km
- 6 Tage
- 1150 m
Von Südspanien bis nach Portugal – wenn es kalt wird in Deutschland …
Genau 2 Stunden und 45 Minuten braucht der A320, um uns aus dem tristen und grauen Oktober-Frankfurt nach Málaga in Andalusien zu befördern. Bei strahlend blauem Himmel und 22 Grad haben wir schon jetzt das Gefühl, mit Spaniens Südküste auf die richtige (Motorrad)karte gesetzt zu haben.
Am Flughafen wartet bereits unser Freund Siggi, der in den nächsten Tagen unser Tourguide sein wird. Wir haben den Ex-Motorradrennfahrer vor einem halben Jahr im Bikertreff Am Turm in Braunfels kennengelernt, als der Andalusien-Fan und Turmwirt Richard uns den Mann vorstellte, der jetzt unser Gepäck in seinem Geländewagen verstaut. Siggi lebt das Winterhalbjahr hier in Málaga, betreibt dort einen kleinen Reifenhandel und hat, Gott sei es gelobt und gepriesen, 6 Ducatis in seiner Garage stehen, die er zum einen an Reiseveranstalter vermietet und mit denen er zum anderen mit interessierten Personen Touren in seiner zweiten Heimat unternimmt.
Dass er das Leben hier unten genießt, wird uns am Abend klar, als er uns voller Begeisterung durch Málaga führt, das mit seinen Bodegas, Tapas-Bars und herrlicher Architektur ein wirklicher Kracher ist. Er gehört hierher. Dies zeigt nicht zuletzt die Kommunikation mit den Einheimischen.
Gute Sprachkenntnisse, ein Scherzchen hier, eine Nachfrage da, ja, so sieht richtige Integration aus. Da sind wir anderes gewöhnt, wenn wir im Fernsehen Auswanderergeschichten über uns ergehen lassen, in denen Naivlinge ohne spanische Sprachkenntnisse auf Mallorca mit ihren Billigschmuckläden brutal auf dem Bauch landen.
Nach einer unschlagbaren Meeresfrüchte-Paella und einem, vielleicht waren es auch zwei, Fläschchen Rioja sitzen wir über der großen Landkarte, auf der Siggi uns den geplanten Motorradspaß für die nächste Woche präsentiert. Dieser beginnt am nächsten Morgen mit dem starten der Ducs. Meine Partnerin Elke hat sich sofort in die Monster verliebt, mir geht es mit der Multistrada ähnlich. Nach 30 keineswegs langweiligen Kilometern Küstenautobahn biegen wir auf eine kleine Küstenstraße in Richtung Motril ab. Jegliches Gefühl der Hektik verschwindet. Rechts das glitzernde Meer und links eine fantastische Bergwelt, die uns gigantisches Kurvenvergnügen verspricht.
Fahren zwischen glitzerndem Meer und fantastischer Bergwelt
Als wir uns dann über Otivar in Richtung Granada bewegen, steigert sich dieses Vergnügen dann auch von „ganz nett“, über „oh jaaa“ bis hin zu „WAHNSINN“. Rechts tauchen die schneebedeckten Berge der Sierra Nevada auf, während wir uns durch von Felsen eingerahmte Motorradstraßen schwindlig fahren. Zweimal stoppen wir an diesem Tag für kurze Snacks an nicht unbedingt nach Sternerestaurants aussehenden Tapas-Bars, sind aber jedes Mal von der Qualität der kleinen Sattmacher begeistert und sind nicht nur hierfür unserem ortskundigen Guide dankbar.
Wir übernachten im schönen Granada und empfehlen allen Lesern, von hier aus die Sierra Nevada unter die Motorradreifen zu nehmen. Auch ein Besuch der weltberühmten Festung Alhambra bietet sich von hier aus an.
Wir treiben die Ducs am nächsten Tag westwärts, in Richtung Antequera, um dem bekannten Nationalpark einen Besuch abzustatten. Siggi führt in moderatem Tempo, für die folgende Elke bedeutet das schon einen kleinen Dreh mehr am Gashahn und bei mir als letztem wird es dann bereits ein wenig sportlich, vor allem wenn ich meine Blicke wieder mal zu lange ins herrliche Rahmenprogramm gerichtet habe.
Die Straße schlängelt sich durch das abwechslungsreiche Hinterland, Verkehr findet kaum statt und man fühlt sich im positiven Sinn mit sich alleine, besser gesagt ganz bei sich – weitab von den sonstigen, den Alltag beherrschenden Themen. Und jedes Mal sind es die einfachen Restaurants, die uns sowohl wegen der dort arbeitenden Menschen als auch wegen der gleichermaßen bodenständigen Speisen faszinieren. Siggi muss nicht erklären, warum er hier lebt. Wir können es auch so nachvollziehen.
Als wir dann in den Nationalpark Torcal de Antequerra einfahren, verstehen wir sofort, warum der in unserer Generalkarte als höchst sehenswert aufgeführt ist. Die Durchfahrt mit dem Motorrad ist ein Traum. Das Gefühl, auf einem anderen Planeten zu sein, kommt auf, da uns solche Gesteinsformen bisher nicht bekannt waren. Auch hier oben, am Infohaus des Nationalparks, ist zu dieser Jahreszeit wenig los. Während wir die knapp 12 Grad hier oben und die durchschnittlich 20 Grad auf unseren Touren als absolutes Traumwetter empfinden, platzt Andalusien nur in den Monaten aus den Nähten, in denen es zum Biken ohnehin unerträglich heiß wird. Aber wer braucht schon 35 Grad zum Touren?
Wir übernachten in der Festungsstadt Antequera und genießen auch hier die Ruhe des öffentlichen Lebens, abseits des Massentourismus. Aber auch die Fans von Party, Nachtleben und Strand haben von hier aus nur rund eine Stunde Fahrzeit bis nach Torremolinos. So ist also auch der Mix aus Trubel am Abend und Motorradspaß am Tag in Andalusien völlig problemlos umsetzbar. Wer dem täglichen Hotelwechsel einen festen Standort vorzieht, ist mit einem Ausgangsquartier in der Nähe Málagas optimal bedient.
150 Kilometer Schräglagen, noch Fragen?
Unser Ziel am nächsten Tag heißt Ronda, Andalusiens berühmte Brückenstadt. Auf der Strecke dorthin stehen unsere Motorräder zweimal aufrecht, beim Tanken und auf dem Parkplatz zur Mittagspause. Ansonsten ist Schräglage angesagt und das auf gut und gerne 150 Kilometern – noch Fragen? Ronda gefällt uns sofort und bietet neben der Brücke mit Stierkampfarena und herrlichen Cafés viele Gründe zum längeren Verweilen, wir tun das sogar für eine ganze Nacht.
Sportlich bollern wir mit den Ducs am nächsten Tag in Richtung Südwest. Nachdem wir uns bei der Wahl zwischen Gibraltar und Cádiz kurze Zeit später für die spanische Hafenstadt entschieden haben, erfolgt eine Richtungsänderung und es geht nur noch westwärts. Cádiz der britischen Enklave vorzuziehen, ist eine gute Wahl gewesen, denn für die lebendige Stadt an der Costa de la Luz mussten wir nicht unter spanisch-britischen Meinungsverschiedenheiten an Kontrollstellen leiden und von einem Touri-Auflauf vor dem Affenfelsen konnte auch keine Rede sein. Fröhliche Menschen, einladende Cafés und die schadenfreudigen Gedanken an ein frierendes Deutschland ließen Bikers Wohlfühlgefühl auf dem höchsten Punkt verharren.
Hier verabschieden wir uns von Siggi, den wir aber nach unserer Portugalvisite in wenigen Tagen wieder in Málaga treffen werden.
Per Bike nach Portugal
Unsere weitere Reise führt uns jetzt nach Sevilla, für das wir leider zu wenig Zeit mitbringen, dass uns aber mit seiner Altstadt und den herrlichen Plätzen und Bauwerken sofort in seinen Bann zieht. Für die Expo-Stadt sollte unbedingt eine Übernachtung eingeplant werden.
Einige Tourenkilometer später fahren wir in Portugal ein. Wir passieren Faro und finden uns in der Nähe von Albufeira bei Torsten Zemke ein, der hier an der traumhaften Algarve mit seiner Firma Top-Guide ein Winterziel für Motorradfahrer betreibt, denen die Zeit zwischen zwei Motorradsaisons absolut zu lange ist. Seine Villa bietet Übernachtungsmöglichkeiten und jede Menge Unterstellplätze. Wir genießen das abendliche Leben an der einmaligen Felsküste und freuen uns auf erlebnisreiche Tourenkilometer.
Letzte Bratwurst vor Amerika!
Torsten fährt mit uns am nächsten Tag durchs attraktive Hinterland, um über das besuchenswerte Erholungsörtchen Monchique und die Westküste Portugals den Leuchtturm am Kap St. Vincente zu erreichen. Dort gibt es dann nicht nur die bekannte „letzte Bratwurst vor Amerika“, hier endet auch unsere Tour, die vor über einer Woche in Málaga begann.
Wirklich schon zu Ende? Zum Glück nicht ganz, denn nach der Rückkehr in Málaga sind wir noch drei Tage ausgiebig um die Küstenmetropole getourt. Bei der Heimkehr nach Hessen steht natürlich ein Pflichtbesuch zur Berichterstattung im Bikertreff Am Turm an. Auch Richard Böhm will zukünftig im Winter viel Zeit im spanischen Motorradparadies verbringen und dort seinen Bikergästen aus Deutschland die Region zeigen. Ein Bikertreff dort wäre toll, motiviere ich ihn und sehe das Funkeln in seinen Augen.
Na ja, vielleicht treffen wir uns dann alle mal bei Ricardo Boemez im El Turmero.
Text: Klaus Hinterschuster
Fotos: Eike Schäfer / Klaus Hinterschuster
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Um die Nachfahrbarkeit unserer Tourenvorschläge zu gewährleisten, bieten die hier angebotenen gpx-Downloads eine hohe Wegpunktdichte und sind mit dieser Datenmenge nicht auf jedem Navisystem direkt darstellbar. Zur Bearbeitung kannst du diese gpx-Dateien in das für dein Navigationsgerät passende Routenprogramm importieren und dann in für das Gerät verdauliche Portionen aufteilen. Die endgültige Dateigröße ist dann abhängig vom Navi-Modell und der zugehörigen Software-Version. Solltest du keine Routensoftware besitzen, lässt sich diese Datei auch in den gängigen Online-Routensystemen bearbeiten. Diese bieten für nahezu alle Geräte auf dem Markt die passenden Konvertierungstools.