Australien Teil 1: Perth – Darwin Motorradtour
- 4500 km
- 21 Tage
- 807 m
Straße in der Nähe von Pentecost River
Australien, der Westen. Von Perth nach Darwin.
18 Stunden Flug liegen hinter uns oder – wie einige Mitreisende neckisch meinen – drei Mahlzeiten und fünf Kinofilme lang.
Nachdem wir uns von dem Jetlag des Fluges Hamburg nach Perth ein paar Tage in Fremantle erholt haben, können wir unsere Motorräder, die einige Wochen auf See waren, unter Aufsicht des Quarantäneinspektors aus unserer selbst gezimmerten Kiste holen und wieder zusammenbauen. Die Alternativen zur Verschiffung, Mietkauf oder Motorradverleih*1, kamen aufgrund der Dauer dieser Reise (5 Monate) nicht in Frage. Wer aber nur wenige Wochen on the Road sein möchte, sollte diese Möglichkeiten auf jeden Fall in Betracht ziehen. Als erstes auf der ToDo-Liste für unseren Down Under-Besuch standen Rottnest Island und ihre supersüßen kleinen Bewohner, die Quokkas (Zwergkängurus). Diese wollten unbedingt beobachtet und fotografiert werden.
So allmählich drängt die Zeit und es geht daran die leichte Sommerbekleidung gegen die nicht ganz so luftige Motorradgarderobe zu tauschen. Als auch die letzte Zahnbürste verstaut ist, machen wir uns auf den über 4.000 Kilometer langen Weg Richtung Darwin.
Queensland Northern Territory Grenze
Mit jedem Kilometer, den wir uns von der Großstadt Perth entfernen, wird der Verkehr auf den Straßen geringer. Für uns Nordeuropäer zwar etwas ungewohnt, aber es sollte noch einsamer werden. Den ersten Stopp machen wir in Lancellin*2. Dort sind riesige Dünen, auf denen sich viele Touristen und Einheimische vergnügen. Ob sie nun mit leichten MX-Bikes, wilden Quads oder ihren Buggys durch den Sand driften oder auch nur mit einem einfachen Board die steilen Hänge hinunterrutschen. Alle haben ihren Spaß.
Leider sind unsere Moppeds dafür zu schwer und würden sofort in dem weichen Sand versinken. Daher begnügen wir uns mit dem Zuschauen.
Wer auch diese Tour fahren möchte, sollte sich überlegen, welches Motorrad er verwendet.
Theoretisch kann man ganz Australien auf der asphaltierten Hauptstraße Nr. 1 mit einer Straßenmaschine umfahren.
Wer sich aber den schönsten Stellen nicht verschließen möchte, sollte auf eine geländegängige
Enduro mit großer Reichweite zurückgreifen. Je leichter, desto besser.
Nicht weit von den Dünen entfernt kommt schon der nächste Höhepunkt: die Pinnacles*3. Hauptattraktion des Nambung-Nationalparks sind die bis zu vier Meter hohen verwitterten Kalksteinfelsen. Wir lassen uns Zeit, fahren gemütlich durch den Park und informieren uns, wie diese Gebilde entstanden sind. Die nächste längere Rast legen wir in Geraldton*4 ein.
Wir waren erstaunt zu erfahren, dass dort auf dem Meeresgrund der leichte australische Kreuzer Sydney liegt. Dieser wurde im zweiten Weltkrieg vom deutschen Hilfskreuzer Kormoran versenkt und erst im Jahre 2008 wiederentdeckt. Am nächsten Morgen brechen wir schon sehr früh auf, um uns die Schluchten des Kalbarri Nationalparks*5 anzusehen, durch den der Murchison River fließt.
Gegen Mittag macht sich langsam die Wärme bemerkbar und die Outdoorhosen mit ihren abzippbaren Hosenbeinen sind willkommene Begleiter. Sie sind schnell gegen die doch etwas sperrigen Motorradprotektorenhosen ausgewechselt.
Roadtrain auf dem Weg nach Tom Price
Eine gute Zeit, um sich Westaustralien anzusehen, ist der australische Frühling (September-November). Dann sind die Temperaturen am angenehmsten und die Landschaften erblühen durch die über 12.000 verschiedenen Wildblumenarten.
Die nächste Station ist Monkey Mia*6. Wohl den meisten bekannt durch die wilden Delfine, die regelmäßig zur Fütterung an den Strand schwimmen. Ranger passen auf, dass es keine Unfälle mit den Tieren gibt, da es Tage geben soll, an denen bis zu 400 Zuschauer am Strand stehen. Viel weniger Menschenmassen sind dagegen im naheliegenden Shell Beach anzutreffen. Dort liegen Milliarden von kleinen Herzmuscheln, die bis zu 10 Meter hoch aufgetürmt sind. Früher wurden sie als Baumaterial für Häuser verwendet, doch heute steht die Bucht unter Naturschutz. Da die Sonne durch das Weiß der Schalen reflektiert wird, entsteht ein gleißendes Licht. Eine gute Sonnenbrille sollte unbedingt mit zur Ausrüstung gehören.
Die benötigen wir auch im sonnigem Exmouth. Hier in der Nähe befindet sich ein absolutes Top-Highlight auf unserer Reise, das im flachen Wasser vorgelagerte Ningaloo-Riff*7. Dieses Riff ist im Gegensatz zum Great Barrier Reef lange nicht so überlaufen. In der Tourist-Info leihen wir uns für wenig Geld eine Schnorchelausrüstung und machen uns auf zum Strand. Dort waten wir ca. 100 Meter ins brusttiefe Wasser hinein und lassen uns immer wieder von der Strömung über das Korallenriff treiben. Dabei sehen wir eine unglaubliche Vielfalt an Fischen, und nicht nur kleine sind darunter. Ganz besonders beeindruckt hat uns eine Schildkröte, die sich beim Fressen durch unsere Anwesenheit nicht hat aus der Ruhe bringen lassen. Wer hier herkommt, sollte diese Möglichkeit unbedingt nutzen.
Beim Schwimmen sollte man sich immer an die Anweisungen auf den Schildern halten, die überall aufgestellt sind. Zu bestimmten Zeiten ist das Baden im Meer zu gefährlich. Giftige Quallen, starke Strömungen oder auch Haie können zum Verhängnis werden. Nicht ohne Grund sind die australischen Rettungsschwimmer im Land hoch angesehen.
v.l.n.r: Nambung-Nationalpark, Broome, Hinweisschild über Wildtiere
Auf dem Weg zum Karajini-Nationalpark*8 kommen wir am Mount Augustus vorbei. Dieser hat einen 2,5-fach größeren Umfang als der Uluru (Ayers Rock), wird aber deutlich seltener fotografiert. Nicht weit davon entfernt liegt Tom Price, eine reine Minenstadt. Dort tanken wir auf und machen ein paar Bilder von unseren Bikes, die im Vergleich zu den riesigen Baggern und LKW im Hintergrund wie winzige Spielzeuge aussehen. Die meisten Straßen sind zwar geschottert, lassen sich aber erstaunlich gut fahren.
Endlich im Karajini National Park angekommen, sind wir hin und weg von der überwältigenden Schönheit der Schlucht. Diese wurde in Jahrtausenden durch Wassermassen geformt. Wer hier in der Nähe ist, sollte sich diese raue Schönheit nicht entgehen lassen. Wir spülen uns den Staub der Straße vom Körper, indem wir uns durch das herrlich erfrischende kühle Wasser treiben lassen. Da es schon recht spät geworden ist, haben wir die Gorges fast für uns alleine.
Jetzt geht es wieder zurück auf die Straße Richtung Broome. Während bis Port Hedland, dem Terminal für den Export des Eisenerzes, ein Roadtrain, so werden die bis zu 4 Anhänger langen LKW genannt, hinter dem anderen fährt, ist danach der Schwerlastverkehr wie abgeschnitten. Nun begegnen uns nur noch wenige Fahrzeuge und wir können unseren Gedanken nachhängen. Für einige mag es ein Kilometerfressen sein, für andere ist es so etwas Ähnliches wie Meditation. Keine Ampel, keine Kreuzung und so gut wie kein Verkehr lassen uns zur Ruhe kommen und die Hektik, die in Deutschland herrscht, wie einen bösen Traum erscheinen. Keiner, der drängelt oder kriecht, die Geschwindigkeit pendelt sich irgendwann um die 120 km/h ein, und wir genießen die Einsamkeit der Straße.
Unterwegs treffen wir am Straßenrand ein älteres Pärchen, dem ein Reifen vom Wohnwagen geplatzt ist. Wir halten selbstverständlich an und helfen, so gut es geht.
Sollte man einen Liegenbleiber sehen, reicht es meistens aus, den Daumen hoch zu halten. Antwortet dieser auch mit dem Daumen nach oben, ist alles OK und man kann gleich weiterfahren. Ansonsten versucht man so gut es geht zu helfen.
Vorbei geht’s am 80 Mile Beach, der so lang ist wie er heißt, und dem Sandfire Roadhouse. In dessen Nähe schlagen wir unsere Zelte auf und verbringen eine Nacht am Strand, bevor wir am darauffolgenden Tag schließlich Broome*9 erreichen. Dort wollen wir ein paar Tage bleiben und es uns gut gehen lassen. Auf dem Campingplatz Cable Beach Caravan Park richten wir uns unter schattigen Bäumen gemütlich ein. Von dort können wir zu Fuß schnell den breiten Strand erreichen. Die Sonnenuntergänge sind wirklich so eindrucksvoll wie im Reiseführer beschrieben. Wer möchte, kann dieses leuchtende Rot am Himmel sogar vom Rücken eines Kamels aus beobachten. Ausritte werden vor Ort angeboten. Uns genügt aber ein kaltes Getränk zum Ausklang des Tages.
Nachdem wir dem süßen Nichtstun gefrönt haben, heißt es nun, dem schwersten Abschnitt unserer Reise entgegenzusehen: Die Gibb River Road (GRR)*10 wartet auf uns. Diese Straße durchschneidet die Kimberley-Region. Die Kimberleys sind fast so groß wie Deutschland und Österreich zusammen. Dort leben aber nur ca. 38.000 Menschen.
Bevor es losgeht, halten wir noch in Derby an und füllen unsere Tanks bis zum Rand. Der Abschnitt Derby-Kununurra beträgt ca. 700 Kilometer. Und unterwegs gibt es nur drei Tankstellen auf der GRR. Eine davon soll allerdings vor kurzem geschlossen worden sein. Bei den anderen weiß man nicht, ob Benzin vorrätig ist, da die meisten Durchfahrenden ein Dieselfahrzeug benutzen. Außerdem erfragen wir an der Tourist Information den Straßenzustand der GRR. Sie besteht aus Schotter und je nachdem, wann der Grader, eine Baumaschine, zuletzt die Straße geschoben hat, kann der Zustand variieren.
Wir merken recht schnell, dass es wohl schon länger her gewesen sein muss. Die Straße entwickelt sich schon nach kurzer Zeit zu einer Buckelpiste, dem verhassten Wellblech, das uns kräftig durchrüttelt. Nur durch eine Geschwindigkeit, die zwischen 80-100 km/h liegt, lässt es sich einigermaßen aushalten. Dabei heißt es im Stehen fahren und den Ar... nach hinten. So wird das Vorderrad entlastet und man berührt nur die Kuppen der Buckelpiste. Vorausschauende Fahrweise ist Voraussetzung. Es könnten immer wieder Tiere auf der Straße sein.
Broome
Dass genügend Trinkwasser an Bord sein sollte, braucht nicht extra erwähnt zu werden. Bei Temperaturen weit jenseits der 30° C fließt der Schweiß in Strömen. Die GRR sollte man als Mopedfahrer/in möglichst nicht alleine fahren. Bei einem Sturz kann es dauern, bis Hilfe kommt.
Kleine Abstecher von der Hauptstrecke der GRR lohnen sich auf jeden Fall. Ob man nun die Wyndjana Gorge mit ihren vielen, aber harmlosen Süßwasserkrokodilen beobachtet, den düsteren und kalten Tunnel Creek durchwatet oder im klaren Pool vor dem Wasserfall der Manning Gorge planscht: Es gibt viele Sehenswürdigkeiten entlang der Piste. Allerdings sind einige für schwere Motorräder und Anfänger nicht geeignet, da teilweise tiefe Bull Dust-Löcher (Pudersand) unvermittelt auftauchen können. Ein unbedingtes Muss für jeden Australienbesucher sollte aber ein Abend im Outback unter freiem Himmel sein. Denn der Sternenhimmel auf der Südhalbkugel ist ungewohnt für uns Nordhalbkugler.
Wild Campen ist fast überall möglich. Nur in Nationalparks und Aborigine-Gebieten sollte man die Übernachtung vorab klären. Dass man seinen Müll wieder mitnimmt, versteht sich von selbst.
Wir nutzen die Gelegenheit und halten auf der Ellenbrae-Station*11, einer Farm, die jetzt hauptsächlich Touristen anlockt und mit den besten Scones (einer Art Brötchen) auf der GRR wirbt. Nach einer eindrucksvollen Nacht und einem tollen Frühstück nehmen wir frischen Mutes den letzten und gleichzeitig härtesten Abschnitt der GRR in Angriff. Auf uns wartet der Pentecost-River mit seiner Durchquerung. Hier sollen nicht nur die Wasserstände schwanken, sondern es soll auch die sogenannten Salties geben. Bis 6 Meter lange Salzwasserkrokodile. Im Gegensatz zu den Sweeties können diese urtümlichen Echsen auch Menschen sehr gefährlich werden – es werden regelmäßig Menschen getötet.
Australien
Malcolm Douglas Crocodile Park
Wer im Nordterritorium wild am Fluss campt, sollte mit genügend Abstand zum Wasser sein Zelt aufbauen. Außerdem beim Wasserschöpfen immer einen anderen Platz am Ufer aufsuchen, denn die Krokodile merken sehr schnell, wenn sich jemand immer an der gleichen Stelle aufhält.
Als wir allerdings am Pentecost ankommen, ist von dem reißenden Fluss und seinen gefährlichen Bestien nur noch ein trauriges Rinnsal mit ein paar Reihern übriggeblieben. Ein wenig fühlen wir uns trotzdem als Helden und machen uns auf in Richtung El Questro Station*12, dem letzten Punkt der GRR. In Kununurra, der ersten größeren Ortschaft, füllen wir unsere Vorräte auf und machen uns daran, das letzte Stück unseres Abenteuers zu vollenden. Bis Darwin ist es noch ein gutes Stück Wegstrecke (827 Kilometer). Erst durchqueren wir die Kleinstadt Katherine, bevor uns in Darwin die ersten roten Ampeln empfangen. Stimmt, so etwas gibt’s auch noch.
Auf dem Weg Richtung Norden bemerken wir die ersten Wolken am Himmel, die den Beginn der bald kommenden Regenzeit einläuten. Dennoch schaffen wir es, trocken in Darwin*13 anzukommen. Mit seinen ca. 137.000 Einwohnern ist sie die größte Stadt des Northern Territory. Von hier aus wollen wir dem Litchfield- und dem Kakadu-Nationalpark einen Besuch abstatten. Des weiteren haben wir in der Tourist-Info einen Ausflug zu den Jumping Crocodiles*14 am Adelaide-River gebucht.
Von hier aus heißt es nun entweder nach Hause fliegen, Richtung Süden zum Uluru oder an die Ostküste nach Cairns weiter zu fahren.
Text und Fotos: Hinrich Krützfeldt
Webseite: Bikeandtravel
Weiteres Tourenmaterial
Hinweis zum Kartenmaterial
Aufgrund der natürlichen Gegebenheiten lässt sich diese Tour incl. GPX-Daten nur bedingt nachfahren.
Daher ist eine Gewährleistung ausgeschlossen.
- Route 1: Perth nach Darwin
Zur Tour
Die Tourbeschreibung
1) Fremantle: Vorort von Perth. Gemütliche kleine Stadt mit netten Cafes und Restaurants. Von hier gehen Fähren zu Rottnest Island. Unbedingt ein Fahrrad leihen und sich die kleinen Kängurus (Quokkas) ansehen. Herzerwärmend süß.
2) Ningaloo Riff: Längst nicht so überlaufen wie das berühmte Great Barrier Reef an der Ostküste. In Exmouth lässt es sich gut ein paar Tage aushalten. An der Touristeninformation kann man für wenig Geld eine Schnorchelausrüstung leihen und sich weitere Tipps geben lassen. Danach den ganzen Tag damit verbringen, sich im Wasser mit der Strömung über die Fische treiben zu lassen. Ningaloo Riff
3) Karajini National Park: Nicht weit vom Parkplatz entfernt stehen Schluchten mit verschiedenen Schwierigkeitsstufen zur Auswahl. Es lohnt sich unbedingt, diese uralten Felsspalten zu besichtigen. Einige Stellen sind nur schwimmend zu erreichen. Daher daran denken wasserdichte Packsäcke mitzunehmen.
4) Broome: Von hier sind es noch ca. 1.900 Kilometer bis nach Darwin und ca. 2.200 Kilometer bis Perth. Diese kleine Stadt mit seinen 12.000 Einwohnern ist berühmt geworden durch den Perlenrausch in den 1910er Jahren. Jetzt lebt der Ort vom Tourismus. Nicht verpassen sollte man den romantischen Sonnenuntergang am Cable Beach. Im Norden des Strandes gibt es sogar eine FKK-Zone. Vor dem Schwimmen unbedingt auf die Hinweise der Rettungsschwimmer achten. Broome
5) Gibb River Road: Kalkulierbares Abenteuer, nur das Tanken nicht vergessen. Und genügend Wasser mitnehmen. Es sind immer wieder tolle Abstecher zu interessanten Sehenswürdigkeiten möglich. Bevor man die Tour in Angriff nimmt, sollte man sich über die aktuellen Straßenkonditionen in Derby informieren. In der El Quetro Station kann man gut Campen und sich ein wenig erholen bei Livemusik und einem kühlen Bier.
Bei den Tourdaten führt die Strecke um die Gibb River Road herum. Wer es sich und seinem Motorrad zutraut, kann auch die Strecke über die GRR fahren.
6) Darwin: Die Hauptstadt des Northern Territorys ist dreimal von einem Zyklon zerstört worden und jedesmal auch wieder aufgebaut worden. Von hier lassen sich Touren zum Litchfield - und Kakadu National Park unternehmen. Der Name der Stadt stammt von dem Entdecker der Evolutionsbiologie, Charles Darwin ab. Dieser war hier mit der Beagle 1839 vor Anker gegangen. Darwin
Australientour Teil 2
Der zweite Teil unserer Australientour führt uns von Cairns nach Sydney.