Kaufberatung für gebrauchte Motorräder
Kleines Budget, große Träume? Wie wär’s mit einem gebrauchten Motorrad? Wissenswertes zum Gebrauchtkauf findest du hier.
Worauf achten beim Gebrauchtkauf
Der Markt für gebrauchte Motorräder ist groß und manchmal ziemlich unübersichtlich. Und nicht jedes Angebot hält, was der Verkäufer verspricht. Hier erfährst du, worauf du beim Gebrauchtkauf achten solltest.
Es muss nicht immer ein Neufahrzeug sein – wer Geld sparen möchte, eine bestimmte Modellvariante oder einen bestimmten Klassiker oder Custombike sucht, kommt am privaten Gebrauchtmotorradmarkt nicht vorbei. Auch aktuelle Modelle sind meist schon nach einem Jahr deutlich unter Neupreis und dabei häufig in Topzustand zu bekommen.
Gebrauchtfahrzeugsuche
Das Angebot ist inzwischen äußerst breit – mit etwas Geduld sollte eigentlich jeder sein Wunschbike finden können. Triff deshalb keine überstürzte Kaufentscheidung, auch wenn du dich in eine Offerte „verguckt“ hast. Prüfe stets sorgfältig und in Ruhe. Kaufe erst, wenn du wirklich überzeugt bist. Es wird noch viele andere Gelegenheiten geben, sollte ein anderer Aspirant dir zuvorkommen!
Vor allem bei älteren Bikes gilt es, sorgfältig zu checken, welche Substanz das Angebot fürs Geld bietet und ob die eigenen technischen Fähigkeiten ggfs. ausreichen, nötige Instandsetzungsarbeiten auszuführen, denn sonst wird es schnell teuer. Sei dir möglichst von vornherein darüber im Klaren, was du suchst: „nur etwas zum Fahren“, „guten Gebrauchtzustand“, „besondere Ausrüstungsmerkmale“, „perfekten Originalzustand“, deinen „Traumumbau“ oder die „Basis“ für dein eigenes Umbau- bzw. Restaurationsprojekt.
Überlege in jedem Falle, welche Reparaturen beim Kaufobjekt unabdingbar anstehen und wie hoch daneben die Aufwendungen für gewünschte Veränderungen ausfallen.
Ein Bike, das sowohl optisch als auch technisch nur „so lala“ daherkommt, ist mit Sicherheit keine gute Grundlage für das „Traumbike“. Hier sollte entweder eine wirklich überzeugende Technik oder eine wirklich wunschgerechte Optik locken – oder von vorn herein klar sein, dass die Offerte ausgesprochen günstig ist und ein völliger Neuaufbau sich deshalb möglicherweise „rechnet“. Aber sei hier besonders vorsichtig: Fast jeder Neuaufbau kommt teurer als zunächst geplant.
Besichtigung und Probefahrt
Lege dir bereits vor der Besichtigung genau deine Grunderwartungen zurecht und nimm am besten einen kundigen Begleiter mit – zwei Paar Augen sehen immer mehr! Auch wenn du nur einen Teileträger für ein Projekt suchen, ist es stets von Vorteil, wenn du vor dem Kauf eine Probefahrt machen kannst.
Nicht alle Mängel lassen sich im Stand auffinden (z. B. ein hakeliges Schaltgetriebe, verzogene Bremsscheiben, ein Rahmen, der zum Hochgeschwindigkeitspendeln neigt etc.). Zudem prüfe auch hier stets, ob der Eigentumsnachweis korrekt erbracht ist, Rahmen- oder Motornummern echt sind, am Fahrwerk Schweißarbeiten ausgeführt wurden, die von keinem Prüfer abgenommen würden, Umbauteile ein Gutachten haben oder zumindest für eine Einzelabnahme TÜV-fähig sind. Ist das Fahrzeug unfallfrei? Deutet irgendwas auf einen Unfall hin? Sind z. B. Verkleidungs- oder Fahrwerksteile angekratzt? Bestätigt der Verkäufer die Unfallfreiheit schriftlich?
Marktpreise findest du in der aktuellen Ausgabe der „Schwacke-Liste Zweirad“ für Modelle bis zu einem Alter von 10 Jahren. Ältere Bikes gelten als Liebhaberstücke – hier muss das übliche Preisniveau in den einschlägigen Zeitschriften oder in Gebrauchtfahrzeugbörsen im Internet ermittelt werden. Auch wenn privat angebotene Bikes in der Regel am billigsten zu bekommen sind – vor allem technisch wenig versierte Interessenten sollten alternativ einmal die Angebote der Händler anschauen.
Gut zu wissen: Tritt innerhalb der ersten sechs Monate nach dem Kauf ein größeres technisches Problem auf, kann dies als bereits bei der Übergabe bestehender Mangel bewertet werden. Danach muss der Käufer nachweisen, dass der Mangel bereits bei der Übergabe vorhanden war. Daher prüfen Händler meist ihre gebrauchten Motorräder vor dem Verkauf und bieten dadurch mehr Sicherheit gegenüber ein Privatkauf.
Vom Händler oder von privat?
Auch wenn privat angebotene Bikes in der Regel am billigsten zu bekommen sind – vor allem technisch wenig versierte Interessenten sollten alternativ einmal die Angebote der Händler anschauen. Als gewerbliche Verkäufer unterliegen diese der gesetzlichen, auf ein Jahr befristeten Sachmängelhaftung. Das gilt auch dann, wenn der Händler eine zusätzliche Gebrauchtfahrzeuggarantie gibt.
Es ist aber auch zu klären, ob der Händler für ein eigenes Motorrad im Rahmen seines Gewerbes haftet, oder ein Motorrad im Auftrag eines privaten Eigentümers anbietet. Auch wenn die Vorschriften dafür sorgen, dass die Maschinen vorab gründlich gecheckt werden, ist blindes Vertrauen trotzdem nicht zu empfehlen. Eine ausgiebige Probefahrt ist auf jeden Fall ratsam.
Die Kehrseite der verbraucherfreundlichen Gesetzeslage: Ältere und billige Maschinen wird man beim Händler nur selten finden, weil solche Verkäufe für ihn mit zu viel Risiko verbunden sind.
Kaufvertrag
Kommt der Kauf zustande, empfiehlt sich ein sorgfältig ausgeführter Kaufvertrag, insbesondere, wenn das Fahrzeug zu einem späteren Zeitpunkt abgeholt werden soll. Vereinbare genau die Zahlungsmodalitäten und den Kaufumfang (Zubehör, Ersatzteile etc.). Halte Kilometerstände, Motorüberholungen etc. fest, lass dir die Serviceunterlagen oder etwaige Belege aushändigen. Erfrage bei Speziallackierungen den Farbcode – dies erleichtert spätere Lackreparaturen.
Im Servicebereich von www.louis.de ist ein Musterkaufvertrag und auch eine umfangreiche Checkliste zum Ausdrucken hinterlegt. Die Checkliste (übergeordnete Punkte: Besichtigung im Stand, Probefahrt und Papiere) wird dir dabei helfen, Mängel am angebotenen Fahrzeug zu entdecken und im Gedächtnis zu behalten. Sie kann als Grundlage für die abschließende Kostenkalkulation dienen.
Vergleiche genau die Fahrgestellnummer
Und zuletzt: Vergleiche genau die Fahrgestellnummer (evtl. auch die Motornummer) von Fahrzeugbrief, Kaufvertrag und Fahrzeug.
Ein Importfahrzeug erkennen
Passen gelistete Ersatzteile mit der gleichen Typenbezeichnung (z. B. SC 50, Honda Fireblade) nicht an dein Fahrzeug, könnte es daran liegen, dass dein Fahrzeug ein Importfahrzeug (auch „Graue“ genannt) ist.
Importfahrzeuge haben evtl. andere Beleuchtungen oder Reifen, die auf dem europäischen Markt nicht erhältlich sind und dementsprechend umgerüstet werden müssen. Hinweis: Auch Motorräder für den europäischen Markt sind ggf. in Deutschland nicht zulässig, da sie nicht der StVZO entsprechen z. B. Frontscheinwerfer für den Linksverkehr. Weiteres zu diesem Thema in unserem Schraubertipp HU-Check und EU-Recht.
Importfahrzeug
Findest du im Fahrzeugschein bei den Schlüsselnummern zu 2.2 (im alten Fahrzeugschein unter 3) nur Nullen, handelt es sich um eine „Graue“.
Fahrzeug für den europäischen Markt
Findest du im Fahrzeugschein bei den Schlüsselnummern zu 2.2 (im alten Fahrzeugschein unter 3) eine mehrstellige Nummer (0 – 9), dann handelt es sich um ein Fahrzeug vom europäischen Markt!
Das Louis Technikcenter
Solltest du eine technische Frage zu deinem Motorrad haben, wende dich gerne an unser Technik-Center. Dort hat man Erfahrung, Nachschlagewerke und Adressen ohne Ende.
Bitte beachten!
Bei den Schraubertipps handelt es sich um allgemeine Vorgehensweisen, die nicht für alle Fahrzeuge oder alle einzelnen Bauteile zutreffend sein können. Die jeweiligen Gegebenheiten bei dir vor Ort können unter Umständen erheblich abweichen, daher können wir keine Gewähr für die Richtigkeit der in den Schraubertipps gemachten Angaben übernehmen.
Wir danken für dein Verständnis.
Das große Louis Schrauberhandbuch
Die gedruckte Version im Onlineshop
Das große Louis Schrauberhandbuch gibt's auch gedruckt zu kaufen: in Farbe und im praktischen A4-Format zum Selbstkostenpreis.